Grenzen und Grenzformalitäten

Wenn man überwiegend in Europa unterwegs ist, nimmt man Grenzen kaum noch war und ärgert sich, wenn man mal aufgrund von Einreisekontrollen z.B. von Polen oder Österreich nach Deutschland mal 10 min Verzögerung hat. Deshalb will ich hier aufzeigen, wie Grenzübergaenge auch sein können.

Was kann alles an Grenzformalitaten passieren?

  • Grenzpolizei (Ausweispapiere und Visum)
  • Zoll (mitgeführte Waren)

Zu diesem “Grundstandard” können weitere Dinge dazukommen:

  • Impfzeugnis (v.a. während der Coronazeit, teilweise aber auch fuer verpflichtende Impfungen wie gegen Geldfieber)
  • Abschluss einer eigenen Versicherung für das Fahrzeug, weil ausländische Versicherungen nicht anerkannt werden (z.B. in Algerien, ist auch ein Mittel zur Devisenbeschaffung)
  • Begleichen von Straßengebühren
  • Bearbeiten des Carnet de Passage für die Ein- und Ausfuhr eines Fahrzeuges, wo jeweils ein Eintrag abgestempelt werden muss, was eine vorherige Fahrzeugkontrolle (Fahrgestellnummer) notwendig macht
  • Erfassung von Fingerabdrücken und eines Fotos bei der Einreise (wird nicht nur in den USA heute gemacht)
  • Begleichung der Visa-/Einreisegebühr
  • Desinfizieren des Fahrzeuges zur Verhinderungen der Einfuhr von unerwünschten Insekten
  • Wir mußten in Afrika nach längerer Offroadstrecke auch schon zum Gesichtwaschen gehen, um für das Grenzfoto akzeptiert zu werden

Das alles kann für Aus- und Einreise sehr viele Stunden in Anspruch nehmen (in Afrika hatten wir dazu teilweise bis zu 7 Stunden benötigt). Damit das Ganze für den Touristen nicht zu einfach wird, gibt es üblicherweise keine Anleitung, über die man die Reihenfolge und die Örtlichkeiten dieses Prozesses erkennen könnte. Man muß sich also ‘durchfragen’, was aufgrund der begrenzten Sprachkenntnisse von Grenzbeamten und Tourist, auch sehr schwierig werden kann und am besten funktioniert, wenn andere, grenzerfahrene Touristen einen beraten können.

Viel schlimmer ist es für LKW-Fahrer, die oft mehrere Tage benötigen oder an Grenzen wie Belarus->Polen, wo PKW-Fahrer oft drei Tage für das benötigte Ticket zur Einfahrt in die Grenzkontrollen anstehen müssen.

Zur Veranschaulichung habe ich hier ein Beispiel für den Grenzübergang zwischen Costa Rica und Nicaragua:

Ausreise:

  1. Vorkontrolle, um in den Grenzbereich einfahren zu dürfen
  2. Ausfüllen des Laufzettels für die Grenzkontrolle
  3. Passkontrolle
  4. Zoll mit Prüfung der Fahrzeugpapier und der zugehörigen Beurkundungen/Begleitschreiben
  5. Geld tauschen (weil das an der Grenze bei den privaten Geldhändlern am einfachsten geht)
  6. Kontrolle Stempel auf Laufkarte durch die Endkontrolle
  7. Fahrt zur Nicaraguaseite der Grenzanlage

Einreise:

  1. Desinfektion der Fahrzeuge
  2. Weiterfahrt zum Hauptgebäude
  3. Prüfung der Papiere durch die Grenzpolizei mit Erfassen Foto und Fingerabdrücke
  4. Bezahlen des Einreisevisums
  5. Bezahlen des Opolus an den Grenzbeamten, der uns an dem Schalter für VIPs hingewunken hat, um die lange Schlange der anderen Schalter zu umgehen
  6. Ausfüllen des ‘Laufzettels’ und Abzeichnen an der externen Kontrollbude
  7. Gepäck zur Gepäckkontrolle des Zolls tragen und durchleuchten lassen (das haben wir 2x gemacht, weil beim ersten Mal kein Abzeichnen durch den Beamten erfolgt)
  8. Motorrad durch den Beamten der externen Grenzbude kontrollieren lassen. Dabei wurde festgestellt, dass das Begleitfahrzeug ‘nichtdeklarierte’ Ersatzteile dabei hatte. Die mussten dann alle in einer handschriftlichen Liste zusammengestellt und einzeln durch einen Beamten kontrolliert werden, der sich dieses Prozedere vorher erst noch durch seinen Chef hat erklären und bestätigen lassen.
  9. Alles wieder Aufladen und zur anderen Seite des Grenzgebäudes fahren, wo erneut eine Endkontrolle und Prüfung des Laufzettels erfolgen musste

Um 13:40 Uhr waren wir an der Costa Rica Seite der Grenze angekommen, um 18:50 Uhr konnten wir die nicaraguanische Seite verlassen: 5 h für einen Grenzübergang (und das hatten wir in Afrika öfter auf dem Niveau). An solchen Tagen sollte man dann keine 500 km Strecke eingeplant haben!